Die Geschichte der Orgel

Bis 1868 befand sich in der Wallfahrtskirche Maria Alm nur eine einmanualige Orgel mit Pedal im Bereich des Altarraums.

1868 errichtete Matthäus Mauracher aus Salzburg eine Orgel, welche nun auf der Hauptempore ihren jetzigen Platz gefunden hat. Wie sich aus heutiger Sicht herausstellt, wurde dieses Instrument im technischen Bereich aus zahlreichen, offenbar für ganz andere Projekte gefertigten Teilen zusammengefügt. Das Problematische dabei: Die Teile waren von mangelnder Qualität. Aufgrund der unzureichenden Qualität dieses Konglomerats kam es zu einer nicht abreißenden Serie von Reparaturen, mangelhaften Umbauten und unüberlegten Verbesserungsversuchen, die allesamt nach kurzer Lebensdauer wieder scheiterten. Schon 1872 klagten die Organisten über die mangelnde Funktion des neuen Instruments, sodass 1876 eine größere Reparatur, als Ausbesserung klassifiziert, durch den Erbauer durchgeführt wurde. Kurze Zeit später, 1887, fand ein klanglicher Umbau nebst Arbeiten an der Mechanik durch Albert Mauracher statt. Aufgrund des Zeitgeschmacks wurden u.a. die modischen Register Salicional 8' und Dulciana 8' eingebaut. In dieser Zeit wurde auch die Aufteilung der Register am Spieltisch aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen derart ungünstig verändert, sodass auf den ersten Blick nicht mehr ersichtlich ist, welches Register zu welcher Klaviatur gehört. Der von Anfang an uneinheitliche und zudem störungsanfällige Zustand der Orgel erstaunt sehr, da M. Mauracher 1868 durchaus in der Lage war, wesentlich aufwändigere und größere Orgeln, wie z.B. in der Salzburger Kollegienkirche, in gediegener Qualität zu realisieren. Auch nach 1900 nahm die Frequenz der kostspieligen Reparaturen nicht ab - das Gegenteil war der Fall:

  • 1901 Reparatur durch Albert Mauracher
  • 1910 Orgel fast unspielbar. Daraufhin Reinigung, Reparatur und Umintonationsarbeiten nebst Anlöten von "Bärten" bei Zinnregistern um 270 Kronen durch Hans Mertel
  • 1917 Eneute 14-tägige Reparatur der Mechanik um 100 Kronen durch Hans Mertel
  • 1918 Ausbau der Prospektpfeifen
  • 1926 Reparatur und neuer Zinkprospekt
  • 1943 Reparatur durch Dreher & Flamm
  • 1946 Reparatur & Reinigung durch Carl Binding

1948 wurde dann die ursprüngliche Balganlage durch Carl Binding, Thalgau zugunsten eines neuen Schwimmerbalgs entfernt. Die größten aber auch irreversibelsten Modifikationen am Instrument erfolgten dann um 1988: Hierbei fand offenbar weder eine Beteiligung des BDA oder der Orgelkommission, noch eine Dokumentation statt. Die zu diesem Zeitpunkt wohl wieder einmal defacto unspielbare Orgel wurde unter Zuhilfenahme von zahlreichen Industrieteilen wie z.B. PVC-Trakturteile, Pressspanplatten, Aluklemmen etc. repariert und von der ehemals zweiten auf die nunmehr einzige, untere Empore umgesetzt. Dabei wurden alle nicht mehr funktionierenden, bzw. verschlissenen Originalteile von 1868 erst gar nicht mehr instandgesetzt, sondern kurzerhand entsorgt. Wo die Industrieteile nicht auf Anhieb passten, wurde die historische Substanz kurzerhand entsprechend rücksichtslos umgebaut. Der Balg aus dem Jahre 1948 passte jetzt auch nicht mehr in das Konzept und wurde gegen einen viel zu kleinen neuen Balg aus Pressspan ersetzt. Anstatt von Leder verwendete man zur Dichtung gar eine LKW-Plane. Da aufgrund der Umstellung unter der Orgel für den Balg auch kein Platz mehr war, wurde dieser waagrecht hängend (!) mittels großer Spaxschrauben an die historische Gehäuserückwand geschraubt. Dass sich nach dieser Aktion sämtliche Wartungstüren an der Rückseite nicht mehr öffnen ließen, nahm man billigend in Kauf. Anstatt ein leistungsfähiges Elektrogebläse anzuschaffen, schloss der Orgelbauer einen viel zu kleinen Motor mittels eines Westaflex-Pappschlauchs an den Balg an. Von der Kapazität her kann diese Windanlage nur maximal die Hälfte der Orgel bedienen, die aufgrund dieses dauernden Windmangels jetzt auch nicht mehr ordentlich stimmbar war. Eine Holzwurmbekämpfung war wohl ebenfalls zu teuer, sodass dieser in den kommenden Jahren munter weiter sein Schadenswerk vollbrachte. Schadhafte Windkanäle dichtete man anstatt mit Leder oder Ausspanungen lieber durch den Einsatz von mehreren Kilo PVC-Leim ab. Sämtliche historischen Schrauben wurden gar nicht wieder eingebaut - stattdessen kamen ausschließlich Spaxschrauben aus dem nächstbesten Baumarkt zum Einsatz. Die zahlreichen defekten Stimmschlitze wurden ebenfalls nicht ausrundiert und gelötet, sondern entweder mit Tixo umwickelt oder großflächig mit Sekundenkleber und Pattex zugeschmiert. Auch defekte Befestigungen der in der Front sichtbaren Pfeifen, der sog. Prospektpfeifen, wurden nicht mehr neu angelötet. Manche Pfeifen werden daher aktuell nur durch die vergoldeten Schnitzereien vor dem Herausfallen gehindert. Dass die äußerst dilettantischen Vorgangsweisen von 1988 kaum dauerhaft sein konnten, erschließt sich von selbst. Nach wenigen Jahren war daher erneut der Zustand "nichts geht mehr" erreicht.

Die einzig sinnvolle Alternative kann nur eine wirklich grundlegende Restaurierung der Orgel sein, die sämtliche Irrungen und Wirrungen der letzten 150 Jahre beseitigt und endlich ein qualitativ hochwertiges, jederzeit einsatzfähiges Instrument zur Folge hat. Die jetzt geplante Orgelbaumaßnahme ist daher in keinem Fall unnötiger Luxus, sondern der bitter notwendige Schlussstrich unter eine 150 Jahre währende Dauerbaustelle.

Dr. Philipp Pelster, Vorsitzender der Orgelkommission der Erzdiözese Salzburg

Die Firma Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt GmbH hat ein sehr gut durchdachtes Restaurierungskonzept vorgelegt und wurde mit den Arbeiten beauftragt.

Disposition vor der Restaurierung Disposition nach der Restaurierung